Aus der Chronik der Gebirgsschützen Kompanie Tegernsee

Teil I

 

817 bis 1905

Der Salesianerpater und Historiker Dr. Leo Weber belegt in seinen wissenschaftlichen Arbeiten, dass sich die Gebirgsschützen Kompanien aus den "wehrhaften Mannschaften" unserer oberbayerischen Klöster formierten. 

 

817

Tegernsee wird in der Reichsmatrikel der königlichen Karolingerherrschaft in der ersten Klasse der Klöster geführt. Diese mussten Güter und Wehrmannschaften für Reich und König beisteuern

14. u. 15. Jh.

Im Gefüge der Wehrorganisation der Wittelsbacher entstehen in Bayern die Landgerichte, vergleichbar den heutigen Landkreisen. Zum Schutz der Heimat wird eine wehrhafte Bürger- und Bauernschaft gebraucht, die "Landwehr" genannt wird.

1595 - 1615

Kurfürst Maximilian I. baut in Bayern sein "Landesdefensionswerk" auf. Er überträgt die Verteidigung des Landes den sogenannten "Landfahnen".   

1632

Es ist überliefert, dass die Landfahnen im 30jährigen Krieg die Heimat vor schwedischen Soldaten schützten. Im April 1632 drangen 36 Reiter in das Kloster Tegernsee ein und plünderten die Rüstkammer. Die Schweden wurden von Gmunder- und Tegernseer "Pürgschützen" vertrieben und erschlagen.

1702

Beginn des Spanischen Erbfolgekrieges. Die Bayern kämpfen an der Seite Frankreichs gegen Österreich. Die "Schützenmannschaft" des Klostergebietes Tegernsee bewährt sich an der Tiroler Grenze als Beschützer der engeren Heimat.

 

 

1705

Österreich hat im Spanischen Erbfolgekrieg nach 2 siegreichen Schlachten am Schellenberg und bei Höchstädt im August 1704 Bayern besetzt. Es nutzte seine Position und beutete das Land in unerträglicher Weise aus. Die Wut der Landbevölkerung führte zum offenen Aufstand. Am 24. Dezember 1705 wurden die Oberländer Bauern durch niederträchtigen Verrat, beim Marsch auf München, nahe dem Dorf Sendling, durch die österreichischen Besatzungstruppen unter Führung des Generalwachtmeisters von  Kriechbaum aufgehalten und gnadenlos, blutig niedergemetzelt. Damit war ihr Aufstand endgültig zusammengebrochen.

 

Kirchenfenster in der Kirche St. Martin zu Waakirchen in Erinnerung an die Sendlinger Mordweihnacht
Kirchenfenster in der Kirche St. Martin zu Waakirchen in Erinnerung an die Sendlinger Mordweihnacht

 

 

Es gab nahezu keine Überlebenden. Am Ende war der Tod von 1031 Freiheitskämpfern, darunter 33 Männern aus Egern und 16 aus Tegernsee zu beklagen.

Alljährlich kommen bis heute die Bayerischen Gebirgsschützen am Morgen des Heiligen Abends zu einer Gedenkmesse und anschließender Kranzniederlegung am Oberländer Denkmal in Waakirchen zusammen.

Die Überlebenden der Mordweihnacht aus dem Tegernseer Tal brachten der Gottesmutter von Egern zum Dank eine Votivtafel dar.

 

Votivbild der Bauernschlacht in der Kirche St. Laurentius zu Egern
Votivbild der Bauernschlacht in der Kirche St. Laurentius zu Egern

 

1805

Kurfürst Max IV. Joseph (ab 1806 König Max I. Joseph) gründet das "Corps Baierischer Gebirgsschützen". Mit Hilfe der Gebirgsschützen können die Tiroler, die in Bayern auf breiter Front eingefallen waren, vertrieben und besiegt werden.

 

1809

Unter dem Oberst Graf Arco muss das Gebirgsschützen - Corps erneut  in das von Bayern besetzte Tirol ausrücken, nachdem ein Aufstand unter Andreas Hofer ausbricht. Die Tegernseer verteidigen ihre Heimat am Achensee und im Achental. 

 

Holzschnitt: 3 Tegernseer Gebirgsschützen
Holzschnitt: 3 Tegernseer Gebirgsschützen
Landtrommel der Compagnie
Landtrommel der Compagnie

 

1848

Der Name " Gebirgsschützen-Compagnie Tegernsee" taucht erstmals im Jahre 1848 auf. Es wird eine Gebirgsschützenordnung erlassen, in der die gemeinsame Kleidung und die Bewaffnung festgelegt ist. Tegernseer Frauen sticken eine Fahne und stiften sie der Compagnie.

 

gestickte Widmung der Tegernseer Frauen auf der Fahne von 1848
gestickte Widmung der Tegernseer Frauen auf der Fahne von 1848

 

1870

Mit der Auflösung der Landwehr verlieren die Gebirgsschützenkompanien ihren militärischen Charakter. Die meisten werden aufgelöst.

1880

Die Tegernseer Gebirgsschützen rücken beim 700jährigen Wittelsbacherfest in München zum letzten Mal geschlossen aus. Bis 1888 senden sie noch jedes Jahr eine Fahnendeputation von 3 Mann zur Fronleichnamsprozession nach Tegernsee.

1905

Zweihundert-Jahrfeier der Sendlinger Bauernschlacht. Bei der Enthüllung des Oberlanddenkmals in Waakirchen sieht man nach Jahrzehnten wieder Abordnungen der Gebirgsschützen.